Jasmin Selent übernimmt
Elektrobetrieb des Vaters aus Leidenschaft
Als Frau an der Spitze eines Handwerksbetriebes setzt die Unternehmerin auf ein offenes Herz und eine klare Linie.
Foto: Jasmin Selent (rechts) leitet den Betrieb des Vaters Burghard seit dem 1. April 2024.
Wolfsburg. Frauen im Handwerk und dann noch als Chefin? In unseren Tagen längst keine große Sache mehr. Und so leben sie das auch bei Elektro Selent in Wolfsburg. Seit dem 1. April leitet Jasmin Selent den Betrieb. Sie übernahm ihn von ihrem Vater Burghard Selent aus Leidenschaft, wie sie sagt. Vater Burghard bleibt dem Unternehmen als technischer Betriebsleiter erhalten. Bei aller Selbstverständlichkeit: Frau im Handwerk muss nach wie vor mehr den berühmten „Mann stehen“ als Männer. Jasmin Selent sieht das entspannt. Sie weiß genau, auf was sie sich als Chefin eingelassen hat.
Gelernte Bürokauffrau übernimmt nach 20 Jahren.
Elektro Selent ist am 1. Januar 2001 aus dem Betrieb Elektro Kirschnek & Selent hervorgegangen. Seit 1967 ist Burghard Selent bereits in seinem Beruf. Seine Tochter, gelernte Bürokauffrau und Industriefachwirtin, ist inzwischen mehr als 20 Jahre im Betrieb. Der „Seelenengel“, wie sie genannt wird, kennt sie alle, die 18 Mitarbeitenden, darunter fünf Auszubildende. Eine junge Frau wird demnächst nach verkürzter Lehrzeit die Gesellenprüfung ablegen. „Natürlich erfolgreich“, ist sich Jasmin Selent sicher. Da ist sie, die Frauenpower im Handwerk.
Bewährtes Team erhalten und ausbauen.
Aufs Mannsbild würde die 43 Jahre alte Handwerkerchefin aber nicht verzichten wollen. Nur Frauen in einem Betrieb, nein, davon halte sie nicht so viel. „Erfahrungswerte“, wie sie andeutet. Abgesehen davon: Sie vertraut ihren Männern. Zwei Meister beschäftigt sie, ihr Vater ist als technischer Betriebsleiter der dritte Meister. Einen ihrer jüngeren Gesellen will sie demnächst auf die Meisterschule schicken, ein potenzieller Nachfolger. Man müsse in die Zukunft planen, so Selent, ein Vertrauensbeweis der Chefin für ihren Mitarbeiter.
Mann hört auf Frau
Bereits vor ihrer neuen Position als Chefin, also Inhaberin des Betriebes, galt ihr Wort unter der Belegschaft. Ausgleichende Art hin oder her, sie gibt eine klare Linie vor, bringt die Belegschaft bei Bedarf mit deutlichen Worten auf Kurs und lässt sich nicht auf der Nase herumtanzen. Sie genießt Respekt, sowohl in der Belegschaft als auch im Umgang mit Kundschaft und Zulieferern. Dass sie keinen handwerklichen Beruf erlernt hat, steht ihr dabei nach eigenen Aussagen nicht im Wege: „Nein, ich bin jetzt so lange im Geschäft, da sammelt man Wissen und Erfahrungen“, erklärt sie. Und für alle anderen Belange gebe es nunmal die Spezialisten. Das sei auch nicht unüblich. „Man muss auch bedenken, dass wir ein Familienbetrieb sind“, schiebt sie nach. Da gehe man anders auf jeden einzelnen Menschen ein, als etwa in der Industrie. „Einer unterer älteren Meister kennt mich seit meiner Kindheit“, erzählt die Chefin. Grundvertrauen.
Betrieb stetig entwickeln
Ihre starke Postion zieht sie aus einer Mischung zwischen offenem und warmem Herzen sowie klarer Verbindlichkeit. Zumindest letztere braucht sie auch als Kopf eines Unternehmens in einem sich laufend wandelnden Handwerk. Denn aus den Elektrikern vergangener Tage sind hochspezialisierte Elektroniker geworden, konkret heißen sie Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik. Selent ist sich sicher: „Die Entwicklung wird weitergehen.“ Schulung, Weiterbildung und das richtige Händchen für das richtige Personal lautet ihr Rezept für die Zukunft.
Elektro Selent – Kurzportrait:
Gründung 01.01.2001
Vorher Elektro Kirschnek & Selent
Inhaber bis 31.03.2024:
Burghard Selent.
Seit 1.04.2024: Jasmin Selent
18 Mitarbeitende, darunter fünf Auszubildende sowie drei Meister;
Tätigkeitsschwerpunkte unter anderem: Brandmeldetechnik, KNX Gebäudesystemtechnik, Elektroinstallationen, Kommunikationstechnik, Steuerungstechnik und Einbruchmeldetechnik.
www.elektro-selent.de