Das Helmstedter Handwerk hat 12 neue Gesellen und zwei neue Gesellinnen
Die Freisprechung der Kreishandwerkerschaft Helmstedt-Wolfsburg in Schöningen am 3. September war ein Akt der Zuversicht.
von Erik Beyen
Schöningen. Es war die erste Freisprechung inmitten einer eindrucksvollen Kulisse. Am Samstagnachmittag erhielten 14 neue Gesellinnen und Gesellen aus sieben Innungen des Handwerks im Landkreis Helmstedt in der St. Vincenz Kirche zu Schöningen ihren Gesellenbrief. Im Rahmen eines Festaktes der Kreishandwerkerschaft Helmstedt-Wolfsburg wurden sie von ihren Rechten und Pflichten in Verbindung mit ihrem Ausbildungsverhältnis freigesprochen. „Sie sind von heute an qualifizierte Handwerker“, sagte Kreishandwerksmeister Martin Bauermeister zur Begrüßung. Weitere Grußworte hielten der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade, Eckhard Sudmeyer und Jan Fricke als erster stellvertretender Landrat. Gekommen waren auch Vertreter der Städte Königslutter und Helmtedt sowie des Kreistages. Pastorin im Ruhestand Silvia Koch-Barche übernahm das Grußwort als Hausherrin. Es waren klare und aufweckende Worte.
14 von 20 Prüflingen haben es geschafft. „Das macht eine Quote von 70 Prozent“, so Claudius Nitschke, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Helmstedt-Wolfsburg. Die vergleichsweise geringe Zahl an Prüflingen konnte er zumindest teilweise begründen: „Wir haben keine Bäcker, Mauerer, Fleischer und Zimmerer mehr, die in Helmstedt zur Berufsschule gehen und hier geprüft werden.“ Immerhin: Mit Matthias Hansmann gab es unter den Tischlern einen Innungsbesten. Hansmann erreichte die Note „Gut“ sowohl in der Theorie als auch in der Praxis.
Martin Bauermeister schlug den Bogen von den Herausforderungen unserer Zeit hin zur Stärke des Handwerks, die unter anderem in fortlaufender Weiterbildung liege. Darum rief er die jungen Gesellinnen und Gesellen auf, nicht stehen zu bleiben und unter Umständen den nächsten Schritt zu tun, nämlich zu Meister, womit die Tür zum Fachstudium offen sei, und: „Eine Bitte habe ich, wie immer: Übernehmen Sie Verantwortung für den Nachwuchs, begeistern Sie junge Menschen von Ihrem Beruf“, so Bauermeister.
Eckhard Sudmeyer suchte die neue Sichtweise auf Krisen und Herausforderungen, eine positive Sichtweise. „Endlich bemühen wir uns um mehr Nachhaltigkeit und Solidarität“, sagte er im Hinblick auf Energie- und Klimakrise. Die Dichte moderner Medienangebote erzeuge eine kollektive Angst. Doch die sei kontraproduktiv, erklärte er. Stattdessen müssten Mut und Zuversicht erzeugt werden, weil es auf alle Dinge immer die positive Sichtweise gebe. Zum Ende seiner Rede dankte er den Eltern der jungen Gesellinnen und Gesellen. Es sei nicht selbstverständlich, dass Familien ihren Kindern zu einem Beruf im Handwerk raten. Das Bild des Handwerks müsse erneuert und verbessert werden.
Auch Jan Fricke legte den Fokus auf Zuversicht. Er zitierte Goethe: „Die Menschen werden nur von Menschen gebildet, die Guten von Guten.“ Heißt aus Frickes Sicht: Die Ausbildung bringe die nötige Tiefe für Entscheidungen im Leben. Gut ausgebildete Menschen treffen demnach gute Entscheidungen.
Pastorin im Ruhestand Silvia Koch-Barche lenkte den Blick der Gemeinde auf eine Urkraft, die in jedem Menschen stecke, und nutzte dafür die Metapher einer Pflanze, die selbst durch die kleinste Lücke im Asphalt keimen kann. „Was für eine Kraft“, sagte sie. „Glaubt an die Kraft in Euch, glaubt daran, dass alles gut werden kann. Wo Gefährliches ist, wächst auch Rettendes. Diese rettende Kraft ist überall, glaubt an sie.“ Sie wachse aus der Initiative der Menschen. Die Kraft helfe, Spaltung zu überwinden, Lähmendes zu bewegen.
Und das sind die neuen Gesellen des Handwerks im Landkreis Helmstedt:
Anlagenmechaniker/in für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik: Joel Brandenburg, Wiethake Haustechnik GmbH; Aslan Gasanov, Wahnschaffe GmbH.
Tischler: Matthias Hansmann, Roehse-Ausbau GmbH & Co. KG.
Kraftfahrzeugmechatroniker/in: Lennard Krones, Autohaus Seydel GmbH & Co. KG; Jason Masche, Autohaus Wagner GmbH & Co. KG.
Maler- und Lackierer/in: Sara Pförtner, Firma Reiner Pförtner; Philip Stolpe, Firma Henning Stolpe.
Dachdecker/in: Sven Krüger, Firma Lydia Behrens; Felix Meierhoff, Elm Bau GmbH.
Elektrotechniker/in, Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik: Christian Schramm, Gerhard Kobert GmbH; Nick Jonathan Strebe, Spelly-Elektro GmbH; David Ziesing, Firma Tommaso Mannetta.
Friseur/in: Nicol Dybcio, Salon Sarah Schaper; Natalie Makhinko, Salon Natalie Mastschenko.